11,00 20,00 

Katharina Volckmer – Der Termin

Dieser Roman ist obszön
– und grandios

Katharina Volckmer ist mit ihrem Debüt zum internationalen Shootingstar einer neuen Literatur geworden. Auf Englisch verfasst, zielt ihr radikaler Roman auf die Deutschen und ihre Scham.

In einer Londoner Praxis entblößt sich eine junge Frau aus Deutschland vor ihrem Arzt Dr. Seligman. Obwohl sie nur seinen Hinterkopf sehen kann, vertraut sie ihm ihr Innerstes an: ihre heimliche Lust, ihre Schuldgefühle und ihr Ringen um sich selbst. Obwohl sie sich von ihrer katholischen Nachkriegsdeutschen Familie abgewandt hat und seit Jahren in London lebt, verfolgen sie die alten Geister. In einem messerscharfen Monolog nabelt sie sich noch einmal von ihrer Vergangenheit, aber auch von ihrer Gegenwart ab. Vom Umkleiden in der Badeanstalt bis zum Toilettenfick in der Bar begleiten wir eine junge Frau, die sich von ihrer Scham, ihrer Kultur und ihrer Geschlechtlichkeit fundamental befreit.

»All das ist fantastisch, es ist so genau beobachtet, wie es nur jemand schreiben kann, der, wie Volckmer, über die eigene unsäglich bekannte Heimat spricht, und gleichzeitig so lange im Ausland gelebt hat, dass er diese Heimat mit der amüsierten Verwunderung einer Fremden betrachten kann. Nichts daran scheint autobiografisch zu sein, nichts ist Beichte, alles ist faszinierte Beobachtung, die gleichzeitig durch Fernrohr und Mikroskop auf die Deutschen schaut. Und alles daran kann für Menschen, die zur Kategorie „lebender Jude, aufregende Sache“ gehören und damit aus anderen Gründen gleichzeitig Deutsche und Deutschenbeobachter sind, unfassbar erleichternd sein. Es ist also nicht überraschend, dass zu den begeisterten Rezensenten lebende Juden gehören – und dass die dann, Gott sei Dank, leider auch gegen einen Shitstorm immunisieren. Um das ganz deutlich zu sagen: Volckmer legt einen der besten Romananfänge der deutschen Literatur hin.«

Nele Pollatschek, Süddeutsche Zeitung

»Erstaunlich, originell, verstörend und wunderschön. Der Termin ist ein lang überfälliger, radikaler Eingriff.«

Chris Kraus, Autorin von I Love Dick

»verschlungen temporeich, wütend, komisch, gewitzt, traurig und voller Übertretungen.«

Jury ARD Hörspielpreis

»Jeder Vergleich, mit dem Katharina Volckmers Roman The Appointment belegt werden könnte, wäre eine Untertreibung. Hier spricht eine literarisch eigenständige Stimme, die in traumwandlerischer Sicherheit jedes Register beherrscht und aus dem mit ungeheuren Tempo nach vorn getriebenen Monolog eine nahezu unerschöpfliche Fülle von Bildern, Phantasien und Ideen entwickelt. Die ungewöhnlichen Perspektiven, mit denen Volckmer vom Hügel gegenwärtiger Verwerfungen aus deutsche Geschichte und Sexualität, Alltägliches und Weltpolitisches, Verzweiflung und Begehren, Pornographie und Beschaulichkeit ins Visier nimmt, zeigen, dass es eine Täuschung war, diese Themen je als abgehandelt betrachtet zu haben. Dieses Buch ist ein Befreiungsschlag, für die Literatur, für das eigene Denken und Fühlen, ja, für das Hoffen. Dicht über dem Boden schwebt der Text, durchgerüttelt im Widerstreit von Bodenhaftung und Transzendenz und einem Humor, der einen verwundert auf die am Ende von der Autorin vorbereitete Katharsis zulaufen lässt, hinein in eine heilende Trauer, ohne falsche Kompromisse und ohne historische Relativierung, ohne Kategorisierung und Befriedung, die durch die Falschheit des Ganzen hindurch den vergehenden Moment ergreift.«

Frank Witzel

»Katharina Volckmer ist eine Draufgängerin erster Güte. Ihr Roman steckt voller hypnotischem, poetischem Erfindungsreichtum und Witz …So düster und brillant wie Naked Lunch und dabei hinreißend schön.«

Ian McEwan

»Warum ist das Geschlecht immer das erste Kriterium, auf das alle achten, fragt der Roman mit Recht. Aber natürlich braucht er diese Ordnungen auch – um sie zu übertreten. Daraus entsteht seine hohe Energie. Übertretung bedeutet Macht. Diese Entdeckung ist der pochende Puls des Romans. […] Der Termin erzählt von Angst und Einsamkeit und fügt all diese Elemente zu einem fluiden Bewusstseinsstrom zusammen. Dennoch sollte man den Roman nicht für ein persönliches Bekenntnis halten – und deshalb auch nicht mit Samthandschuhen anfassen. Es handelt sich vielmehr um einen literarischen Ritt auf eingespielten Provokationsdiskursen. […] Dass der von Gunnar Cynybulk neu gegründete Kanon Verlag, dessen Emblem ein turnender Affe ist, mit diesem wagemutigen Buch als Spitzentitel startet, ist ein gutes Zeichen.«

Meike Feßmann, Tagesspiegel

»Eine verzweifelte und immer wieder wahnsinnig komische Odyssee auf der Suche nach einer kulturellen und sexuellen Identität.«

Harald Staun, FAS

»Dieser Roman handelt von Identität, aber auf die elegante Art, was bedeutet, dass man an dieses Wort beim Lesen seiner 130 dichten, von Zynismus und Wut beinahe zu explodierenden Seiten kein einziges Mal denken muss. Denn die Sätze sind frei von zwischen den Zeilen liegenden Dogmen, sie sind zwar geladen, versuchen den Leser aber nicht zu belehren.«

Zelda Biller, Literarische Welt

»Volckmers Roman ist vieles zugleich, ohne sich dabei für eines entscheiden zu müssen: feministischer Monolog, Polemik gegen die Kategorie des Geschlechts und die daraus wachsenden Zwänge, komischer Rant gegen Vereinheitlichung und Vereindeutigung, Bericht aus dem beschädigten Leben, Satire auf die postnationalsozialistische Gesellschaft sowie deren Wiedergutmachungsbemühungen und Gedenkverrenkungen, Kritik der »Fröhlichkeitsindustrie« und einer Gesellschaft, in der das herrschende Unglück permanent kaschiert werden muss.«

Thomas Blum, konkret Magazin

»Man kann sich dem Erzählten nicht entziehen und das liegt nicht daran, dass man von seiner Wucht überwältigt wird, sondern in erster Linie daran, dass das, was sie zu sagen hat, so interessant und auf eine ganz eigene, teilweise bizarre Weise voller Schönheit ist. […] Und so ist es auf wundersame und doch ganz folgerichtige Weise sehr passend, dass es neben den vielen Ideen und bitterböser Ironie die darunter liegenden Gefühle sind, durch die dieser Roman überzeugt.«

Katharina Manzke & Mariamu Barth, Büchermagazin

»Das Unerhörte an diesem Text sind nicht Hitler-Sex-Fantasien, sondern die ironisch-mehrdeutige explizitere Idee, einer wie Hitler wäre gar nicht möglich, wenn sich alle Menschen von gewaltsamen Zuschreibungen ans Geschlecht lösen könnten.«

Marlen Hobrack, der Freitag

»Es ist ein Debüt, gründlich durchdacht. Provokationen, preisgegebene Neurosen, Auswüchse und Perversionen in Schrift gesetzt. Aber auch Scham und Schuldgefühle, eine Selbstdarstellung von großer Ehrlichkeit und immenser Körperlichkeit, die man in der deutschen Literatur kaum so kennt. […] Dicht geschrieben, lange kluge Sätze, die sich steigern in Wut, Zynismus, aber auch Klamauk und Erlösungssucht. Das ist nie eklig, weder dogmatisch noch belehrend. Es geht um die große Frage des Lebens: Dürfen Menschen entscheiden, wer sie sein wollen?«

Roland Mischke, Allgemeine Zeitung

SKU N/A Kategorien: ,

Mein Warenkorb

Katharina Volckmer